Schwachhausen

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Text und Fotos: Joachim Kothe

Zum dritten Mal: VGH Preis geht ans Focke-Museum

„Bremen - meine Stadt“ mit dem Förderpreis für Museumspädagogik ausgezeichnet

„Erinnerung an die Vergangenheit ist Mahnung für die Zukunft“! Mit dieser Aussage begann Bremens Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz ihre Begrüßung zur Verleihung des VGH Förderpreises Museumspädagogik 2017 an das Focke-Museum. Sie würdigte die Arbeit des Museums, das moderne Erkenntnisse über das Lernen in seiner museumspädagogischen Arbeit erfolgreich berücksichtigt: „Nicht: ‘Wir bringen euch etwas bei‘ heißt das Konzept, sondern eigenständiges Lernen, Erleben und Entdecken ist das Gebot der Stunde.“

Museumsdirektorin Dr. Frauke von der Haar konnte sich dem ohne Einschränkung anschließen und berichtete von den noch im Versuchsstadium befindlichen Bemühungen, die Dauerausstellung des Museums neu zu gestalten: „Wir experimentieren in Ausstellungen mit starkem Gegenwartsbezug mit neuen Konzepten, z.B. mit Ausstellungsinseln und verstärkter Integration von Medien“, erläuterte sie. „In diesen Kontext gehört eben auch das Projekt ‘Bremen - meine Stadt‘, wo wir den Versuch machen, mit Besuchergruppen zu kooperieren, die bislang nicht unbedingt museumsaffin waren. Dieser Ansatz wurde jetzt von der VGH Stiftung mit dem Förderpreis belohnt“.

Anja Hoffmann vom LWL Industriemuseum Dortmund und Mitglied der Jury nannte in ihrer Laudatio die drei Kriterien für die Verleihung des Förderpreises:

  • die ungewöhnliche Wahl der Zielgruppe, nämlich ältere Erwachsene in der Rolle von Zeitzeugen
  • die Erfolg versprechende Kommunikation in Form des monatlich ausstellungsbegleitenden „Café 68
  • die nachhaltige analoge und digitale Sicherung der Ergebnisse und Erkenntnisse aus den Begegnungen.

„In diesem Café 68 findet ein engagierter Austausch zum gesellschaftlichen Wandel nach 1968 statt und es ist eine ideale Plattform für Kommunikation und Multiperspektivität unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern und mit den Mitarbeitern des Musems“, führte Hoffmann weiter aus. „Über analoges Ausstellen hinaus bemüht sich das Museum so um Austausch mit seinen Besuchern und um Eintritt in die digitale Welt.“

Nach der nun folgenden eigentlichen Preisverleihung durch Dr. Harm Meyer-Stiens von den Öffentlichen Versicherungen Bremen (ÖVB) hatte Museumsmitarbeiterin Hedwig Thelen Gelegenheit, ihr Projekt „Bremen - meine Stadt“ noch ein wenig ausführlicher vorzustellen: „In den bisherigen Café-Runden ging es oft um Themen wie Kriegsdienstverweigerung, Frauenrechte, die Weiterentwicklung in der Pädagogik nach Summerhill und das Schweigen der Nazi-Vätergeneration angesichts eines großen Wissdensdurstes der jungen Generation in dieser Frage“, berichtete sie aus ihren Erfahrungen. Dabei brachten die Teilnehmer neben ihren Erinnerungen auch Realgegenstände aus der Zeit mit, z.B. alte Schülerzeitungen, Plakate oder „Andenken“ aus ihrer Jugend. Diese wurden fotografiert und sollen später in Form eines digitalen Albums auf der Internetseite des Museums präsentiert werden.

Gelegentlich nahmen aber auch Schülerinnen und Schüler - oft im Rahmen von Schulprojekten - an den Treffen teil und nutzten die Gelegenheit, Zeitzeugen direkt zu befragen. „Bei diesen Runden war dann oft mehr Erklärung notwendig, da den jungen Leuten natürlich viel Hintergrundwissen fehlte“, erläuterte Thelen.

Als besonders berührend empfand sie übrigens, dass sich die Cafégäste oftmals dafür bei ihr bedankten, dass sie ihnen diese Gelegenheit zum Austausch mit Menschen mit ähnlichen Erfahrungen gegeben hatte.

Das Café 68 findet bis zum Abschluss der Ausstellung „Protest + Neuanfang - Bremen nach 68“ am 1.7. noch drei Mal statt, jeweils am 2. Dienstag im Monat. Wer seine Geschichte mailen möchte, kann das ebenfalls tun unter der Adresse Bremennach68@focke-museum.de.

Dr. Frauke von der Haar, Hedwig Thelen und Dr. Harm Meyer-Stiens
(v.l.n.r.)

Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz

 

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Anja Hoffmann

 

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(v.l.n.r.)

Hedwig Thelen

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